Von Prof. Dr. Katrin Winkler
In unserer digital vernetzten Welt scheint es paradox, aber Einsamkeit nimmt zu – nicht nur bei Älteren. Eine aktuelle Studie der BertelsmannStiftung (Spiegel, 2024) zeigt, dass sich etwa jeder zehnte junge Mensch in Deutschland sehr einsam fühlt.
Einsamkeit ist eine Herausforderung für alle Altersgruppen und wird immer bedeutender. Dies ist nicht erst seit der Zunahme der Arbeit im Home-Office im Zuge der Covid-19-Pandemie der Fall. Bereits 2017 sprach Murthy in einem Artikel des Harvard Business Review von Einsamkeit als eine wachsende Gesundheitsepidemie. Er führte diesbezüglich eine Verdopplung der Einsamkeitsrate seit den 1980er Jahren sowie einen Anteil von über 40 % der erwachsenen US-amerikanischen Bevölkerung an, die von einem Gefühl der Einsamkeit berichten, an.
Seit Anfang 2018 hat zudem Großbritannien einen Minister für Einsamkeit, in den Niederlanden gibt es sogenannte „Kletskassas“, wo die Kunden im Supermarkt mit den Kassieren in Ruhe erzählen können, in Japan gibt es eine Hotline zum Reden rund um die Uhr (Radü, 2024).
Warum aber sollten wir uns mit Einsamkeit auseinandersetzen?
Weil die gesundheitlichen Folgen erheblich sind:
❗️ Verkürzte Lebenserwartung: Einsamkeit ist so schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich und gefährlicher als Fettleibigkeit.
❗️ Erhöhtes Risiko für Erkrankungen: Dazu gehören Herzkrankheiten, Demenz, Depressionen und Angstzustände.
❗️ Negative Auswirkungen im Arbeitskontext: Einsamkeit führt zu verminderter Produktivität, eingeschränkter Kreativität und beeinträchtigt Entscheidungsprozesse und Führungsqualitäten.
Um Einsamkeit effektiv zu bekämpfen, sind tragfähige, qualitativ hochwertige Beziehungen entscheidend. Es reicht nicht, einfach nur Menschen um sich zu haben – die Qualität der Beziehungen macht den Unterschied.
Murthy (2017) schlägt fünf Schritte vor, um gesunde und positive Beziehungen zu fördern:
Beziehungen am Arbeitsplatz bewerten:
· Fühlen sich die Mitarbeitenden von ihren Kollegen wertgeschätzt und unterstützt?
· Unterstützt die Unternehmenskultur Freundlichkeit und gegenseitige Hilfe?
· Sind die Beziehungen eher von Vertrauen oder von Angst geprägt?
Verständnis für hochwertige Beziehungen fördern:
Starke soziale Beziehungen basieren auf gemeinsamen Erfahrungen, Freundlichkeit und gegenseitiger Unterstützung.
Soziale Beziehungen zur strategischen Priorität machen:
Die Stärkung der Beziehungen sollte eine zentrale Rolle in der Unternehmenskultur spielen. Führungskräfte sollten dabei als Vorbilder fungieren und in den Aufbau enger Beziehungen investieren.
Mitarbeitende ermutigen, Hilfe zu geben und anzunehmen:
Das Anbieten und Annehmen von Hilfe fördert gegenseitige Unterstützung und stärkt die Gemeinschaft.
Gelegenheiten schaffen, um das Privatleben der Kollegen kennenzulernen:
Authentische soziale Beziehungen entstehen, wenn Menschen sich als Individuen verstanden und wertgeschätzt fühlen. Formelle und informelle Gelegenheiten sollten genutzt werden, um mehr über die Kollegen zu erfahren.
Lasst uns gemeinsam gegen Einsamkeit angehen und für stärkere, erfüllendere Verbindungen sorgen!
Prof. Dr. Katrin Winkler
03.12.2025
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