In Bildungsdiskussionen taucht der Kompetenzbegriff ständig auf, doch in letzter Zeit wird er „durchs Dorf getrieben“. Zudem wird er verwendet, wie es eben gerade passt. Genau das führt bei mir aktuell des Öfteren zu Gruselmomenten. Das mag daran liegen, dass ich auf meiner allerersten Konferenz in der Bildungsforschung in eine Kompetenz Diskussion geraten bin und seither in jeder Diskussion nun zunächst den Satz verwende: „Ich verstehe Kompetenzen im Sinne Weinerts.“
Was bedeutet „Kompetenz“?
Eine kurze, eindeutig Definition des Wortes „Kompetenz“ ist gar nicht so einfach. Wikipedia bietet für den Begriff alleine mindestens 13 separate Begriffserklärungen an.

In der breiteren Bildungsdiskussion verstehen wir unter Kompetenz allgemein die Verbindung von Wissen und Können in der Bewältigung von Handlungsanforderungen. Der deutsche Psychologe Franz Weinert hat den Kompetenzbegriff im Werk Leistungsmessungen in Schulen von 2001 so definiert:
Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen. Dazu gehören immer auch motivationale, volitionale und soziale Bereitschaften, dieses Wissen in variablen Situationen verantwortlich zu nutzen.
Franz Emanuel Weinert
Daher eine Unterscheidung, die gerade auch im Kontext von LinkedIn sehr schnell außer Acht gelassen wird:
- Kompetenzen sind mehr als Wissen – sie verbinden Kenntnisse mit Können, Motivation und Haltung.
- Kompetenzen sind kontextabhängig – ihre Bedeutung zeigt sich erst in der Anwendung.
- Kompetenzen sind entwickelbar – sie entstehen durch Erfahrung und Reflexion.
Kompetenzdiskussionen gibt es schon sehr lange. In der empirischen Bildungsforschung rekurriert man häufig in Anlehnung an Weinert (2001) auf ein Kompetenzverständnis , das wesentlich einer kognitionspsychologischen Begriffstradition folgt. Demnach sind Kompetenzen interne Dispositionen und Repräsentationen von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die erlern- und vermittelbar sind sowie grundsätzliche Handlungsanforderungen innerhalb eines Fachs oder Berufsfelds widerspiegeln. Wer es ausführlicher mag, schaut gerne mal hier bei bibb.de rein: Definition und Kontextualisierung des Kompetenzbegriffes.
Gerade im Zeitalter digitaler Technologien und KI – und vor allem den anhaltenden Skill Diskussionen – wird der korrekte Umgang mit Kompetenz ja eigentlich wieder sehr aktuell. Kompetenzen werden nicht wie Wissen einfach vermittelt, auch wenn das oft zu lesen ist. Nein, es reicht nicht, Tools oder Fakten zu kennen, entscheidend ist die Fähigkeit, Wissen in komplexen Situationen kritisch, kreativ und verantwortungsvoll einzusetzen.
Welche Kompetenzen sind im heutigen Bildungs- und Arbeitskontext wirklich entscheidend?
Zertifikat
Berufsbegleitend
KI-Kompetenz – Grundlagen und Praxistransfer
Literatur
Weinert, F. E. (2001). Concept of Competence: A Conceptual Clarification. In D. S. Rychen & L. H. Salganik (Hrsg.), Defining and Selecting Key Competencies (S. 45–65). Hogrefe & Huber.
Hartig, J., Klieme, E. (2006). Kompetenz und Kompetenzdiagnostik. In: Schweizer, K. (eds) Leistung und Leistungsdiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://link.springer.com/chapter/10.1007/3-540-33020-8_9
08.10.2025
Kategorien:
Schlagwörter:

