Berater burnout!

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Von Prof. Dr. Markus Jüster

Beraterinnen und Berater sind agil, vital, gut gelaunt, stets positiv und immer gesund. Das ist doch so, oder?
Der berufliche Anspruch eines Coaches ist es Menschen zu unterstützen und zu befähigen, sowohl arbeits- als auch genussfähig zu sein. Dies setzt eine eigene Arbeits- und Genussfähigkeit voraus. Sie basiert auf einem hohen Maß an Vitalität.
Nun sind Beraterinnen und Coaches in der Regel Freiberufler. Sie müssen sich an Kundenwünschen orientieren, unterschiedliche Zeitanforderungen koordinieren und stehen unter einem enormen Akquisitionsdruck.

Stressoren:

Sie werden in Krisensituationen gerufen, sollen einfühlsam sein und die Dinge stets analytisch auf den Punkt bringen. Getrieben von ständiger Neugier arbeiten sie zugewandt und unter Ausnutzung des eigenen Nichtwissens (Helping Relationship, Ed. Schein). Aber auch das kostet Energie.
Zudem arbeiten sie oft allein. Funktionierende Netzwerke sind bei Solo-Selbstständigen meist unterrepräsentiert, der Konkurrenzdruck ist hoch. Zusammenfassend lassen sich drei große Stressoren im Arbeitsalltag von Coaches und Beraterinnen benennen:

  • Hohe materielle Unsicherheit
  • Emotionale Belastung
  • Fehlende soziale Unterstützung

Bewältigung:

Dies löst Stress aus. Lazarus hat bereits 1984 ein Stressmodell entwickelt. Er unterscheidet zwei Arten der Stressbewältigung: problemorientiertes und emotionsorientiertes Coping.
Problemorientiertes Coping (PC) versucht die Situation zu verändern, während Emotionsorientiertes Coping (EC) die Beziehung zur Situation verändert. Betrachtet man die drei Hauptstressoren im Arbeitskontext, so lassen sich folgende Strategien generieren:

Lösungsstrategien:

  1. Herstellen materieller Sicherheit:
    Problemorientiertes Coping: Hier muss Sicherheit hergestellt werden. Diese kann durch folgende Strategien hergestellt werden:
    • Langfristige Kundenbindung durch maßgeschneiderte Kundenportfolios (HR-Angebote in den Bereichen Coaching, Training, Teamentwicklung, OE)
    • Breites Kundenportfolio durch Einbindung in Netzwerke und Plattformen
    • Kooperation mit Weiterbildungsanbietern (IHK, Akademien, Hochschulen)
    • Nischenbesetzung und Marktführerschaft (Blue-Ocean-Strategie)
    • Agile Portfoliogestaltung
    • Fokussierung
    • Professionelle Honorargestaltung
    • Teil-Selbstständigkeit
  2. Emotionale Belastung steuern:
    Emotionales Copimg: Die emotionale Belastung muss reguliert und ausgeglichen werden.
    Klare und gute Vorbereitung
    • Grenzen setzen und Rahmen durchsetzen (keine Therapie!)
    • Ruhezeiten und Pausen einhalten
    • Spitzenbelastungen planen und ausgleichen
    • Entspannungstechniken üben
    • Akzeptanz der eigenen Endlichkeit
  3. Soziale Netzwerke auf- und ausbauen:
    PC/EC: eine aktive Gestaltung des sozialen Netzwerkes ist eine kontinuierliche Aufgabe:
    • (Berufliche) Netzwerke aufbauen
    • Soziale Kontakte, Freundschaften, Familie pflegen
    • Intervision
    • Engagement in lokalen beruflichen Netzwerken
    • Weiterbildungen und Fachtagungen besuchen

Beratung ist ein wunderbarer Beruf. Richtig gestaltet führt sie zu einem hohen Grad an Zufriedenheit und einem gesunden charakterlichen Wachstum. Wer das schnelle Geld sucht, sollte Lotto spielen.

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Prof. Dr. Markus Jüster