Transformation: Über die Genese eines Begriffes

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Von: Prof. Dr. Markus Jüster

Die Sulzer AG war traditionell einer der Grossen im Maschinenbau mit Sitz im schweizerischen Winterthur. Heute schreibt Schweiz Tourismus: „Die Zeit der grossen Industrieproduktion ist vorbei. Aber still ist es im Sulzerareal keineswegs: Wo einst Lokomotiven und Dampfmaschinen gebaut wurden, herrscht Aufbruchstimmung. Studierende, Designer, Unternehmer und Bewohner finden zwischen Moderne und Nostalgie den idealen Nährboden für ihre Ideen.“ Hier zeigt sich ein Paradebeispiel gelingender Transformation. Aber was beeuted Transformation genau? Transformation ist eine Form des Wandels, welcher sich in folgende Bereiche gliedern lässt:

  • Ergänzung
  • Verlust
  • Zerstörung
  • Innovation
  • Transformation

Doch was genau unterscheidet Transformation von anderen Formen des Wandels? Es geht darum, Dingen eine neue Aufgabe zu geben, für Organisationen neue Ziele und eine neue Kultur zu entwickeln und Menschen eine Reifung und neue Sinnorientierung zu ermöglichen.

In Winterthur wurde aus einer Maschinenhalle ein Parkhaus. Nein, die Halle bleibt stehen, Parkplätze werden eingezeichnet und die entsprechende Technik installiert. Nicht abgerissen und neu im funktionalen Schick der Postmoderen gebaut.

Was dort entstand ist einzigartig. Eine Halle, die dem Besucher die Industrietradition und damit auch ein Stück Kulturgeschichte der Stadt vor Augen führt.Den Dingen wurde eine neue Funktion gegeben, die Bausubstanz blieb erhalten. Trans-formare, die Dinge wurden umgeformt. Das ist weit mehr als die „schöpferische Zertstörung“ (Schumpeter), welche mit dem Begriff der Innovation verbunden ist.

Lohnt es sich, zu transformieren statt zu innovieren? Darüber muss diskutiert werden.

Organisationentwickler sind aufgefordert dies zu tun. Warum?

Viele OE-Projekte scheitern. Oft wird dies damit begründet, dass es „menschlich“ nicht funktioniert, die Mitarbeitenden den Weg nicht mitgehen oder noch besser: die Führungskräfte sich verweigern. Geschieht dies aus Eigennutz? Sicher, auch Eigennutz kann sehr berechtigt sein!

Winterthur hat es geschafft weite Teile der Innenstadt baulich und kulturell zu verändern. Nicht durch Abriss und Neubau. Es geschah und geschieht in Würdigung der eigenen Geschichte und damit auch des kulturellen Selbstverständnisses. Aus Industrie wurde Dienstleistung.

Was können Management und Beratung daraus lernen? Den Wandel in der Zeitperspektive zu sehen:

  • Woher kommen wir?
  • Was können wir?
  • Wohin wollen wir?

Die Aufgaben, die sich dahinter verbergen, lassen sich wie folgt veranschaulichen:

Wandel schließt Verlust nicht aus. Transformation versucht, ihn zu minimieren und dem Bisherigen einen neuen Sinn oder eine neue Aufgabe zu geben. Damit fügt sich gelungene Transformation in den Gedanken der Nachhaltigkeit ein. Und sie macht den Wandel verständlicher und handhabbarer.

In der Würdigung der Vergangenheit, im Wissen um das eigene Können und in der klaren Darstellung wünschenswerter Visionen kann Veränderung gelingen. Gut geplante – und umgesetzte – Transformation tut dies.

Prof. Dr. Markus Jüster